Der innere Schweinehund: Der ewige Kampf zwischen Wille und Impuls!
Die Vorsätze sind das eine, die Umsetzung das Andere. Wir wissen sehr wohl was gut für uns wäre, und dennoch kommt es immer wieder mal vor, dass wir unseren inneren Impuls – in manchen Fällen dem inneren Schweinehund – nachgeben. Die Dominanz unseres inneren Impulses zeigt sich tagtäglich mal mehr, mal weniger. Wer dem inneren Impuls standhält und Selbstkontrolle über seinen Willen hält, der wird auch seine Ziele konsequenter verfolgen und auch erfolgreicher sein. Doch wovon hängt es ab, ob wir unseren inneren Drängen nachgeben oder ob wir uns langfristig etwas Gutes tun wollen? Dieser Artikel liefert eine klare Antwort und vertieft sich in der Psychologie der Selbstkontrolle.
Das “Marshmallow-Experiment”
Der Psychologe Walter Mischel hat es bereits vor Jahrzehnten entwickelt: Das Marshmallow-Experiment. Dieses habe ich bereits im Artikel “Gibt es einen freien Willen?” erwähnt. Doch nun möchte ich konkreter darauf eingehen. Im berühmten Marshmallow-Experiment bot er Kindern in einem Experiment Süßigkeiten an, welche sie sofort verzehren durften. Jedoch hatten sie auch die Wahl, eine größere Menge an Süßigkeiten zu bekommen, sofern sie bereit waren, die “Belohnung” auf einen späteren Zeitpunkt aufzuschieben. Es zeigte sich, dass Kinder mit einem hohen Maß an Selbstkontrolle (Synonyme: Willenskraft, Selbstregulation) eher dazu neigten, die Belohnung zugunsten eines “größeren Gewinns” aufzuschieben. Kinder mit einem geringeren Maß an Selbstkontrolle neigten nun eher zur “sofortigen Belohnung”, welche jedoch insgesamt kleiner war. Den Kindern war durchaus bewusst, dass sich das Warten auszahlt. Doch bei geringer Selbstkontrolle, wird das “sofortige Verlangen” so dominant, dass man der “Versuchung” nicht wiederstehen kann. Menschen mit hoher Selbstkontrolle neigen auch dazu ihre langfristigen Ziele konsequenter zu verfolgen und sind letztlich auch erfolgreicher.
Spätere Folge-Studien zeigten sogar, dass jene jungen Erwachsenen, welche Jahrzehnte zuvor als Kinder bei der Marshmallow-Studie teilgenommen haben und auch eine höhere Selbstkontrolle hatten, erfolgreicher wurden, als jene mit geringerer Selbstkontrolle: Dieser Erfolg schlug sich in den Bereichen Finanzen, Gesundheit, Familie und akademischen Leistungen nieder.
Ich tue was gut für mich ist
Der innere Impuls entspricht unserem unmittelbaren Bedürfnis, etwas zu haben, zu essen oder zu erleben. Wir wissen was uns JETZT gut tut. Dabei handelt es sich beispielsweise um Schlaf, einer raschen Zuckerzufuhr oder eben Freunde treffen. Die Belohnung erfolgt sofort, ungeachtet langfristiger Perspektiven und Konsequenzen. Es ist wichtig auf unsere inneren Impulse, also unsere unmittelbaren Bedürfnisse zu achten. Wer zugreift wird unmittelbar belohnt und das Bedürfnis wird gestillt. Wir folgen unserer Leidenschaft – vor allem hedonistisch lebende Menschen hören sehr stark auf ihre Bedürfnisse und streben auch danach diese auszuleben. Das hört sich zwar im ersten Moment gut an, hat aber langfristig auch eher nachteilige Auswirkungen.
Mit Selbstkontrolle Ziele erreichen
Es gibt Bedürfnisse, die nur langfristig gestillt werden können. Wenn du dir ein langfristiges Ziel steckst, dann wirst du dieses Ziel auch nur dann erreichen, wenn dieses konsequent verfolgst. Dabei ist es wichtig spezielle Ablenkungen vermeidest – zumindest in einem erträglichen Ausmaß. Wenn du dich also für einen Marathon, Ironman oder für die bevorstehende Fußballmeisterschaft vorbereitest, dann wirst du dich auch entsprechend vorbereiten und mit viel Selbstdisziplin deine Trainingseinheiten abspulen. Und dann wird es auch kein Problem darstellen, wenn du dir einmal ein Tiramisu oder einen Abend vor der Couch gönnst (Regeneration ist ja auch wichtig).
Dasselbe Prinzip gilt selbstverständlich wenn du deinen Fettanteil für die nächste Strandsaison reduzieren möchtest. Doch wenn die Bedürfnisse nach Ruhe, Erholung oder Tiramisu überhand nehmen, dann wirst du zwar gut erholt und im Bauch gefüllt sein, aber deine Kondition und Zielerreichung wird langfristig darunter leiden. Davon ausgehend, dass dir das durchaus bewusst ist, kannst du dir auch selbst gut zureden (z.B. “Nach dem Training fühle ich mich so gut, dass ich dann ohnehin nichts süßes mehr brauche” oder “Auf der Couch bekomm ich keine Strandfigur”) und dein Verhalten deinem Ziel unterordnen. Den inneren Schweinehund zu überwinden ist also eine Frage des Willens und der Selbstkontrolle.
In der folgenden Grafik habe ich dir den Konflikt zwischen der Selbstkontrolle und deiner Impulsivität vereinfacht dargestellt:
Innerer Schweinehund:
Das Dilemma zwischen Impulsen und der Selbstkontrolle
Nun denn, so könnte man auf den ersten Blick meinen, dass es gut ist immer auf seine Bedürfnisse zu hören. Bedeutet dies nun, dass du nach einem anstrengenden Tag in der Arbeit oder an der Uni lieber auf der Couch liegen bleiben sollst als zu trainieren? Oder bedeutet dies, dass du dem leckeren Tiramisu oder dem vierten Schnitzel nachgeben sollst, obwohl du deinen Körperfettanteil von 25% auf 20% reduzieren möchtest?
Wie man in beiden Beispielen erkennen kann, entsteht hier nun ein innerer Konflikt zwischen dem unmittelbaren Bedürfnis (dem Impuls) und den langfristigen Zielen (die auch einem Bedürfnis entsprechen, das nur langfristig erreichbar ist, z.B. die “Strandfigur”). Ob du deinem Impuls nachgibst hängt nun also von deinem Willensstärke und deiner Selbstkontrolle ab. Wenn dein Wille und deine “Selbstkontrollenergie” erschöpft (engl.: ego-depletion) sind, dann wirst du eher deinen Impulsen nachgeben.
Dieser innere Entscheidungsprozess ob du nun “auf der Couch” bleibst oder auch nach einem anstrengenden Tag dein Trainingsprogramm durchziehst steht in Konflikt (siehe Grafik oben). Auch dieser Entscheidungskonflikt raubt dir wiederum etwas von deiner Willenskraft. Also solltest du deine Entscheidung nicht allzulange aufschieben.
Letztlich setzt sich eines durch, der Impuls oder der Verstand, frei nach dem Motto:
“The winner takes it all”
Über Willensenergieräuber und Kraftquellen deiner Selbstkontrolle
Der Schwerpunkt in diesem Beitrag liegt in der Erörterung des Mechanismus deines inneren Schweinehundes. Im nächsten Schritt ist es nun wichtig zu erkennen, wo deine inneren Impulse liegen. Dabei ist wichtig, was bei dir im speziellen deine Willensenergie schwächt und wie du deinen Willen langfristig stärken kannst. Wie du deine Willenskraft langfristig stärken kannst, habe ich bereits in meinem Leitartikel “Die 8 wirksamsten funda-mentalen Strategien um deine Willenskraft zu stärken” ausgearbeitet. Wenn du wissen möchtest, was nun den Energieräubern deiner Selbstkontrolle zählt, dann bleib dran. Ein entsprechender Artikel ist bereits in Vorbereitung. Wenn du diesen nicht versäumen möchtest, dann schau öfters mal hier vorbei, folge der Mental-Blog-FB-Gruppe mit einem Like oder trag dich einfach im Newsletter ein.
Bist du daran interessiert das Thema Willenskraft vertiefend zu begreifen?
Im Rahmen meiner Unternehmung Mental Synergy halte ich auch gelegentlich Vorträge, Seminare und Trainings zu dieser Thematik ab. Dies ist nicht bloß für Privatpersonen und SportlerInnen, sondern auch für Unternehmen im Rahmen der Organisationsentwicklung und für Führungskräfte von großer Bedeutung. Denn nur ein willensstarkes Unternehmen kann auch langfristig seine Ziele erreichen.
Verwendete Literatur:
- Hofmann, W., Friese, M., & Strack, F. (2009). Impulse and Self-Control From a Dual-Systems Perspective. Perspectives On Psychological Science, 4(2), 162-176.
- Mischel, W., Shoda, Y. & Peake, P.K. (1988). The nature of adolescent competencies predicted by preschool delay of gratification. Journal of Personality and Social Psychology, 54, 687-69
Hallo Mario!
Ich glaube das Ziel alleine wird nie funktionieren. Man muss es WOLLEN. Der Wille legt den Schalter um und der Wille ist nicht frei. Es kommt nämlich immer darauf an: Wie viel bin ich bereit zu tun und was ist es mir wert. Da kommt der Wille eben ins Spiel. Wie hat sich mein Körper und Geist seit der Kindheit entwickelt? Habe ich früher mit wenig Anstrengung etwas erreicht, werde ich wahrscheinlich die zukünftigen Ziele, sollten sie sehr hoch sein, schwer oder nie erreichen. Die Etappen sind das Wichtigste. Zu weit nach vorne schauen frustet und lässt manches unerreichbar erscheinen. Darum würde ich das Größte immer in Teilen definieren. “Viel wenig macht auch ein Viel” ist meine Devise und wird von den meisten gerne angenommen.
Liebe Ingrid,
vielen Dank für deinen Beitrag. Ich stimme deinen Ausführungen voll zu. Du zeigst auch schön auf wie verboben dieses Thema wiederum mit anderen Themen – wie z.b. der richtigen Zielsetzung – ist.
Bei meinem Gastbeitrag http://www.4yourfitness.com/blog/gute-vorsaetze bin ich auch auf die optimae Zielfindung (unter Berücksichtigung der Bedeutung des Ziels) eingegangen.
Besuch mich mal wieder, würd mich freuen.
liebe Grüße,
Mario